HSG-C-Jugend übernimmt Tabellenführung
Handball: Zuschauer sehen 92 Tore in kuriosem Oberliga-Spektakel
Nach einem Unentschieden im Spitzenspiel bei der HSG Annen-Rüdinghausen hat die C-Jugend der HSG Rauxel Schwerin die Tabellenführung in der Oberliga erobert. So würde die nüchterne, kurze Zusammenfassung des Spiels am Samstagnachmittag lauten. Aber sie würde den Ereignissen nicht gerecht. Was die Zuschauerinnen und Zuschauer in Witten geboten bekamen, war bemerkenswert. Da war zunächst einmal die unfassbare Zahl der Tore: 46:46 lautete das Endergebnis, 92 Tore in gerade einmal 50 Minuten Spielzeit: umgerechnet ein Tor alle 32,6 Sekunden. Zum Vergleich: Als torreichstes Spiel in der Geschichte der Handball-Bundesliga gilt ein Spiel, bei dem 88 Tore fielen – aber in 60 Minuten.
Doch auch mit dem Resultat ist die Geschichte des Matches nicht auserzählt. Denn so unentschieden das Endergebnis, so unterschiedlich verliefen die beiden Halbzeiten: Zu Beginn spielte die HSG praktisch ohne Verteidigung. 14 Tore warfen die Gastgeber allein in den ersten 10 Minuten. Die Rauxeler Jungen hielten zwar vorne halbwegs dagegen, aber eben nur halbwegs, sodass die Gastgeber nach 21 Minuten mit 28:19 vorne lagen. Auch der Halbzeitstand von 28:21 ließ für Rauxel nichts Gutes ahnen. Allein der überragende Wittener Mittelmann Finn Goebel erzielte 13 seiner sage und schreibe 21 Tore in Halbzeit 1.
„Könnte ein gutes Endergebnis sein“, merkte ein Zuschauer an. War es aber nicht, sondern noch waren 25 Minuten zu spielen. Nach dem Seitenwechsel produzierte die Wittener Torfabrik etwas langsamer und so arbeiteten sich die Spieler von Trainer Patrick Verheyen in beeindruckender Geschwindigkeit heran. In Minute 38 gelang der erste Ausgleich seit der Anfangsphase, zum 35:35. Doch wer nun glaubte, die Rauxeler würden in gleichem Tempo weitermachen und das Spiel komplett drehen, sah sich getäuscht. Denn in Führung ging die Mannschaft nicht mehr, musste vielmehr weiter mehreren Rückständen hinterherlaufen, der letzte Ausgleich gelang zum Endstand.
Tatsächlich fehlten den Wittenern am Ende nur wenige Zentimeter zum Siegtreffer: Eine Sekunde vor Spielende überquerte der Ball beim letzten Angriff der Wittener wohl so gerade eben die Torlinie nicht, sodass die HSG einer Niederlage knappest möglich entkam. Ein Gegentor mit der Schlusssirene wäre das aus Rauxeler Sicht unglückliche Ende eines vogelwilden Spiels gewesen, in dem der Schiedsrichter auf beiden Seiten längst nicht jedes Foul ahndete, sodass man zeitweise eher das Gefühl hatte, Ansätzen eines Rugbyspiels zuzusehen.
Wegen einer Niederlage von Tabellenführer ELE (Gladbeck) stehen die Rauxeler nun nach Pluspunkten an der Tabellenspitze. Weiter geht es für sie am kommenden Samstag beim aktuellen Tabellenletzten Gevelsberg Silschede.
HSG: Eisenreich, Willms; Bakhaus, Cramer (12); Fazekas-Drabb (4), Horn (1), Hubert (4), Konieczny, Lakotta (4), Niggemann (8), Peick, Pinno (8), Walter (5), Zorn